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Diskussionsplattform über Germanen an der oberen Elbe zwischen dem 1. und 5. Jahrhundert

Thingplatz - Gräberfeld in der Niederlausitz

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Berengar
(20 Posts bisher)
22.10.2009 20:43 (UTC)[zitieren]
Zum Thema zur der heutigen Vorlesung habe ich hier ein Artikel aus der Lausitzer Rundschau vom 17.04.2008, ist nochmal ne kleine Zusammenfassung.

Gruben, Gräber und Gelehrte
Jänschwalde Es ist ihr bedeutendster Fund der vergangenen Jahre, und entsprechend stolz waren die brandenburgischen Braunkohle-Archäologen. Sie drängten gestern in das Grabungszelt im Tagebauvorfeld Jänschwalde (Spree-Neiße) und begutachteten, was die Zeit von der Werkstatt eines germanischen Juweliers übrig gelassen hat.
Verfärbungen im märkischen Sand, mal schwarz, mal braun, mehr würde der Laie in dem abgezirkelten Feld nicht erkennen. Für den Historiker aber wird hier eine Welt lebendig, wie wir sie vor 1600 Jahren in den Niederungen an der Malxe hätten beobachten können. Dort, wo noch heute auf etwa zweimal zwei Metern der hellgelbe Sand tiefschwarz und klumpig liegt, hatte um 300 oder 400 nach Christus der Feinschmied der germanischen Siedlung seinen Werkplatz. Neben diesem Arbeitsplatz haben die Ausgräber bräunliche, weitaus kleinere Herd- oder Feuerplätze entdeckt. Eventuell hat er hier kleinere Arbeiten abgewickelt oder Holzkohle gelagert.

Ein kunstfertiger Schmied
Diese Holzkohle wurde zu Zeiten unseres Schmiedes schon von «Spezialisten» in der näheren Umgebung in fast mannshohen Holzkohlemeilern hergestellt. Auch die Verhüttung von Erzen beherrschten die Germanen jener Zeit. Unser Schmied aber war offensichtlich kunstfertig – und sparsam. Hunderte kleine Bronzescherben wurden unter seinem Werkplatz gefunden und lassen darauf schließen, dass er Bronzeschrott recycelt hat, um daraus Fibeln (Gewandnadeln), Beschläge und andere kunstvolle Feinschmiedearbeiten herzustellen. In seinem Schmelzfeuer scheint allerdings noch mehr gelandet zu sein: Die Archäologen fanden zerschnittene und intakte römische Münzen, die offenbar ebenfalls als Rohstoff für künftige Arbeiten gedacht waren. Dr. Eberhard Bönisch vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege: «500 Kilometer weiter südlich und westlich begann das Römische Reich. Es gab viele Handels- und Wirtschaftsbeziehung mit der Region. Und vielleicht stand ein hiesiger Germane als Söldner im Dienst der Römer und hat Münzen in die Niederlausitz gebracht.» Viele Interpretationen sind möglich. Nur eines scheint sicher: Schmiede müssen vergleichsweise wohlhabende Menschen gewesen sein. Gleich neben dem Werksplatz haben die Archäologen ein Gräberfeld geborgen, in dem bisher 55 Bronzefibeln entdeckt wurden. Die meisten dieser Nadeln lagen in Gräbern dicht bei der Schmiede, was Experten auf einen familiären Zusammenhang schließen lässt.
2,5 Hektar groß ist die Fläche, auf der sich die Gräber insgesamt verteilen. Feuergräber zumeist, aber auch vier Körpergräber, in denen gut erhaltene Skelette samt Grabbeigaben konserviert werden konnten. «Frieda» , die berühmt gewordene Malxe-Frau, wird derzeit noch restauriert. Deborah Schulze, eine junge Archäologin aus Jamlitz (Dahme-Spreewald), hatte den kostbaren Fund im Herbst gemacht – damals war noch unklar, warum die Germanen von der sonst üblichen Feuerbestattung abgewichen waren. Jetzt vermuten die Experten, dass auch hier römische Einflüsse eine Rolle spielten – die Beerdigungsriten der verschiedenen Kulturen haben sich vermischt.
Doch nicht nur Tod und Arbeit haben im Sand bei Heinersbrück ihre Spuren hinterlassen. Das Leben unseres germanischen Schmiedes spielte sich innerhalb einer größeren Siedlung ab – Spuren von bis zu 30 Meter langen Häusern sind bis heute erhalten. Hier lebte der Mann allerdings nicht allein mit seiner Sippe – auch das Vieh hatte abgetrennte Boxen innerhalb der Langhäuser, was sich unter anderem an Phosphatspuren im Boden ablesen lässt.

Siedlung mit einigem Komfort
In kleineren, drei oder vier Meter langen Hütten haben die anderen Männer der Dorfes ihre Arbeiten verrichtet, vielleicht auch Werkzeuge gelagert: Als Bauern bestellten sie ihre Felder mit dem Hakenpflug. Für die Verarbeitung des Korns hatten sie, auch das belegen Funde, ein eigenes Mahlhaus. Dazu mehrere Brunnen – die Siedlung versprach also einigen Komfort. Warum aber wurde sie aufgegeben? Warum liegen derart viele unverarbeitete Bronzereste unter dem Werkplatz unseres Juweliers?
Horst Rösler, Leiter der Ausgrabungen in den Tagebauen Jänschwalde und Cottbus-Nord: «Wahrscheinlich mussten die Siedler ihre Häuser überstürzt verlassen und konnten ihre Wertgegenstände nicht retten.» Ein Feuer oder ein großer Sandsturm könnten die Ursache dafür sein. Durch den enormen Holzbedarf bei der Eisenverhüttung war die Landschaft enormer Versandung und Dünungsprozessen ausgesetzt, die letztlich ein Leben in der Niederlausitz für lange Zeit unmöglich machten.
Jetzt werden sich die Gelehrten noch einige Zeit über die Grabungslöcher, Bronzereste und Fundgruben beugen, dokumentieren, fotografieren und kartieren – bis der Feinschmiedeplatz dem Kohlebagger weichen muss. Denn konservieren lässt sich die Verfärbung im märkischen Sand nicht.

(Quelle: http://www.lr-online.de)



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